Von Holger Buchwald
Heidelberg. Die Corona-Krise hat bereits starke Auswirkungen auf das Gesundheitssystem. Wie jedes Jahr wurde auch aktuell in der Fastnachtszeit weniger Blut gespendet, wie Eberhard Weck vom Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes berichtet. Doch wegen der Ausbreitung des SARS-CoV-2-Virus konnten die Reserven danach nicht wieder wie gewohnt aufgefüllt werden, da die Spender zuhause blieben. Dr. Cornelia Wolf (54), Leiterin der Blutspendezentrale am Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Zelltherapie gGmbH (IKTZ, siehe Hintergrund), berichtet im RNZ-Interview, welche Auswirkungen das in Heidelberg hat.
Frau Dr. Wolf, wie wirkt sich die Corona-Krise auf die Blutspendezentrale in Heidelberg aus?
Momentan sind die Spenderzahlen glücklicherweise noch stabil. Wir mussten aber jetzt schon einen gewissen Werbeaufwand betreiben. So haben wir zum Beispiel unsere Dauerspender angeschrieben, ob sie nicht mal wieder vorbeikommen wollen. Damit konnten wir den Rückgang der Blutkonserven ein wenig auffangen.
Befürchten Sie noch stärkere Rückgänge bei den Blutspenden?
Wir fürchten in der Tat, dass die große Krise erst noch kommt. Angesichts der Nachrichtenlage und der Empfehlungen, dass man große Menschenansammlungen meiden sollte, befürchten viele, die sonst zu uns gekommen wären, dass sie sich anstecken könnten. Aber diese Angst ist unbegründet.
Haben Sie jetzt zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen?
Wir haben im Eingangsbereich Desinfektionsmittelspender angebracht und die dazugehörigen Plakate, wie man sich richtig die Hände desinfiziert. Zudem finden die Spender auch dort schon Informationen, dass Menschen, die unter Atemwegsinfekten leiden, aus einem Risikogebiet kommen oder wissentlich Kontakt zu einem Covid-19-Fall hatten, nicht zugelassen werden. Diese Personen weisen wir also schon vor dem eigentlichen Betreten der Spendezentrale ab. Wir lassen im Moment auch nur Kleingruppen zur Blutspende zu. Gerade eben musste ich jemandem absagen, der gerne mit einer Gruppe von 50 Personen zu uns kommen wollte. Diese müssen nun fraktioniert in Kleingruppen von nicht mehr als vier bis fünf Personen vorbeikommen.
Machen Sie bei den Spendern einen Corona-Test?
Nein. Das geht auch gar nicht. Bei einem Corona-Test wird ein Abstrich aus dem Nasen- und Rachenraum genommen und kein Blut. Coronaviren finden sich nur dann im Blut, wenn Menschen bereits schwer erkrankt sind. Wir untersuchen das Blut unserer Spender aber auf Hepatitis A, B, C und E sowie auf HIV und Syphilis.
Wie viele Spenden entnehmen Sie pro Tag und wie viele werden für Patienten benötigt?
Im Durchschnitt werden etwa 25 Spenden pro Tag entnommen, transfundiert werden dagegen täglich 120 Erythrozytenkonzentrate. Die Differenz wird durch Zukauf vom Roten Kreuz ausgeglichen.
Befürchten Sie einen Mangel? Müssen vielleicht sogar wichtige Operationen verschoben werden?
Im Moment ist die Versorgungslage bis auf die Notfallblutgruppe 0 negativ für das Uniklinikum noch stabil, aber die weitere Entwicklung ist nicht absehbar. Deshalb möchten wir bereits jetzt Menschen der Blutgruppe 0 negativ zu Blutspenden aufrufen.